„Das Leben ist das, was passiert, während wir damit beschäftigt sind andere Pläne zu machen.“
John Lennon
Mit 15 war es mein großer Traum die Theaterbühnen dieses Landes zu erobern, doch nach dem Abitur fehlten mir leider der Mut und der nötige Biss, um meinen Traum wahr zu machen. Ich folgte dem Rat meiner Familie und lernte etwas „Ordentliches.“ Doch schon nach kurzer Zeit sollte sich zeigen, dass Kauffrau für Bürokommunikation rein gar nichts mit meinen Vorstellungen eines erfüllten Lebens zu tun hatte und ganz weit weg von meinen Träumen war. Hinzu kamen Unterforderung und Mobbing in meinem Ausbildungsbetrieb. Damit begann eine unglückliche Zeit, in der ich teilweise auch an meinem Dasein zweifelte.
Die folgenden Jahre wurden nicht besser, ich schien immer wieder die schlimmsten Arbeitsstellen zu bekommen und konnte keine Freude mehr empfinden. Ich fühlte mich gefangen, mein Leben war ein Gefängnis. Doch ausbrechen konnte ich aus eigener Kraft auch nicht. Es war einfacher, anderen die Schuld an meinem Leid zu geben. Nur wegen meinen Eltern konnte ich nicht das studieren, was ich unbedingt wollte, weil sie es mir nicht finanzierten. Mein damaliger Freund kam aus einem kleinen Dorf und hatte selbst nicht genügend Mumm, um mir die große weite Welt zu Füßen zu legen und überhaupt hatte sich jeder gegen mich verschworen. Es kam die Zeit, in der ich es als mein Schicksal ansah, dass ich unglücklich sein musste.
Bis ich mich irgendwann traute in die Selbstständigkeit zu gehen. Es war eine Kurzschlussreaktion, eine Flucht vor der nächsten beruflichen Enttäuschung und entgegen aller Meinungen meines Umfelds lief es gut und fühlte sich richtig an. Endlich ging es mir besser. Auch wenn die Branche und das Tätigkeitsfeld rein gar nichts mit meinen ursprünglichen Träumen zu tun hatte, fühlte ich mich erfüllt und frei. Endlich war ich aus dem Gefängnis ausgebrochen.
Mit jedem Jahr, das ich älter wurde, veränderte sich meine Einstellung zum Leben und Glück. Ich stellte fest, dass das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ die reine Wahrheit ausdrückt. Niemand kommt und rettet dich. Ich lernte auch, mich mehr auf die positiven Seiten eines Ereignisses zu konzentrieren als nur das Schlechte in Erinnerung zu behalten. Ja, die Ausbildung war ein Graus und hat mich viele Tränen und Nerven gekostet, doch ich habe mich nicht unterkriegen lassen und habe in der Zeit zwei wundervolle langjährige Freundinnen gefunden, die ich nie wieder missen möchte.
Auch die folgenden Arbeitsstellen waren wegen ekelhafter und respektloser Arbeitsbedingungen oder Langeweile eine schlimme Zeit, doch haben sie mir gezeigt, was ich für mein Leben nicht möchte und dass das, was mir im Außen auferlegt wird, nicht zu meinem Glück und Wohlbefinden beiträgt.
Obwohl ich mich aufgrund der freien Zeiteinteilung und der Freiheit Aufträge nach meinem Ermessen anzunehmen oder abzulehnen nicht mehr gefangen fühlte, fehlte mir der Sinn hinter meiner selbstständigen Tätigkeit. Die Bezahlung war gut, doch auf Dauer wollte ich meine Zeit nicht damit verbringen für namenhafte Süßwarenhersteller Sonderdisplays aufzubauen oder für die Marktforschung zu überprüfen, welche Softdrinks sich besonders gut verkauften.
Ich wechselte also zurück in eine Festanstellung und ich liebte es. Die Tierbestattung war der erste Job, in dem ich einen Sinn sah und auf den ich mich jeden Tag freute. Leider machte es mir dieser Arbeitgeber nach der Elternzeit sehr schwer zurückzukehren, weshalb ich mich gezwungen sah auf meine Ausbildung zurückzugreifen und mir wieder einen „normalen“ Job zu suchen. Schon bei der Suche hatte ich kein gutes Gefühl dabei, denn ich hatte mir geschworen nie wieder in einem Büro zu arbeiten. Für andere Stellen hagelte es allerdings Absagen, entweder wegen fehlender Qualifikationen oder der Tatsache geschuldet, dass ich nun Mutter eines Kleinkindes war.
Ich kam schließlich im Backoffice
einer Optikerkette unter. Die Arbeit war ok, aber ok war eben nicht mehr mein Standard. Ich hatte die letzten Jahre nicht mit immenser innerer Arbeit verbracht, um die Erkenntnisse daraus „in die Tonne zu treten“, sondern um damit mein Leben zu gestalten.
Wenn man vor einer Entscheidung steht, soll man sich selbst fragen, welche Werte die größte Rolle spielen und ob diese Werte mit der Entscheidung konform gehen. Diese Frage ließ sich eindeutig mit Nein beantworten. In einer fensterlosen Abstellkammer zu sitzen und Kundenbrillen nach Alphabet zu sortieren, hatte nichts von Freiheit und Selbstbestimmtheit, geschweige denn von Sinnhaftigkeit. Diese Werte bilden meine obersten Grundsätze und nur ich kann für sie einstehen.
Also überlegte ich, womit ich es erreichen konnte, diese Werte wieder zu leben. Was konnte ich schon immer besonders gut? Mir fiel auf, dass ich in der Vergangenheit trotz meiner eigenen Unzufriedenheit ein oft gesuchter Ansprechpartner für viele Kollegen, Freunde und auch Fremde in persönlichen Angelegenheiten war. Sie suchten meinen Rat, legten Wert auf meine Meinung und holten sich eine Portion Mut und Motivation bei mir ab.
Da mein Interesse für Seelenarbeit in den letzten Jahren stetig wuchs und ich dies nicht nur bei mir anwenden konnte, wurde klar, dass meine Berufung darin lag, Menschen dabei zu unterstützen ihren richtigen Weg zu finden.
Mit der Ausbildung zum Hypnose-Master wagte ich einen heiklen Schritt zurück in Richtung Freiheit. Doch die Erfolge, die meine Klienten bis heute erzielten, haben auch mein eigenes Glück zurückgebracht.
Und Theater spiele ich auch wieder.
